„Bleib eingeklinkt.“ – Ein Brief zum Geld von meiner Sicherheit


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Foto: „Tiny Tattoos with Parallel Backgrounds“, von Austin Tott / Fubiz

März 2014

„Lily,

du hast dir selbst Fragen gestellt, Fragen zum Geld. Es wird eng, du stehst vor wichtigen Entscheidungen. Du fühlst, als würde sich etwas zuspitzen. Ich sehe, du hantelst dich seit Jahren von Zahlung zu Zahlung, könntest gelegentlich schreien, weil es scheint, als müsstest du zwischen neuen Druckerpatronen und einer Kühlschrankfüllung entscheiden, weil das Geld für beides nicht reicht. Oder reicht es nur in deinem Kopf nicht?

Du weißt, wo du stolz bist, zu stolz und zu verbohrt, um andere Wege einzuschlagen. Nun, hier wirst du dir einfach die Hörner abstoßen.

Und dann ist da ganz einfach ehrliche Verunsicherung. Die Umsätze werden mehr, aber zum Leben reicht es nicht. Leistest du schlechte Arbeit? Was machst du falsch? Will dich das Leben aushungern, weil du in dieser Form keinen Nutzen hast?

Ich weiß, dass sich der Gedanke, zusperren zu müssen, anfühlt, als müsstest du dein Kind töten müssen, weil die Nahrung für euch beide nicht reicht. Ich weiß, welch existentielle Erfahrung das ist, auch wenn es objektiv betrachtet sicherlich genügend Lösungen gibt und es vermessen ist, eine Firma mit einem Kind zu vergleichen.

Ich, diese tiefe Dimension der Sicherheit, bin in dir, bin anwesend, als tiefes Vibrieren der Lebendigkeit, als versorgende Nabelschnur, als füllige, mollige Wurzelkraft. Du hast bemerkt, dass du dich jederzeit in mich ein- und ausklinken kannst.

Ich fühle mich einfach nur gut an; ich liebe lange Spaziergänge, die Handflächen an einem Baum. Du weißt schon, wie du mich erinnern kannst.

Wenn du finanzielle Ängste bekommst, klinkst du dich aus. DU machst das.

Noch einmal: drumherum wird gar nichts unsicherer. Du machst das.

Im Wesentlichen geht es um nicht viel mehr als das: was verführt dich dazu, dich auszuklinken?

Es ist unwichtig zu ergründen, woran es liegt, dass du der Versuchung nachgibst und dich vom heilsamen Nabeschnurstrom abtrennst. Wichtig ist zu erkennen, dass du den Unterschied sofort auf einer physischen Ebene wahrnimmst. Du fühlst dich wie erkaltet, erstorben, verblasst. Die Furcht hat leichtes Spiel.

Nun scheint es so zu sein, dass der Gedanke an Geld eine solche Verführung darstellt. Du verbindest mit wenig, oder gar keinem Geld, das Ersterben deiner Vitalität und genau so ist es. Der Blick auf dein Konto und die Unsicherheit, ob du es bis nächste Woche finanziell schaffst, führen dich in eine Art Totenstarre und durchtrennen deine stabile Verbindung zur Quellenergie. Du machst dir Vorwürfe weil du vernünftige Pläne machen „solltest“, dich nach einer dritten Arbeit oder einem Kredit umsehen könntest, aber dir fehlen klares Denkvermögen und vitaler Antrieb dazu. Es fühlt sich unnatürlich an, dich mit noch einer Arbeit, noch einer Ausgabe, auszubluten, um ein bisschen mehr Sicherheit zu haben. Du fühlst dich schuldig, weil du überhaupt in diese Situation geraten bist. Bist du eine schlechte Geschäftsfrau? Oder ist dein Angebot nutzlos? Oder bist du gleich ein nutzloser Mensch? Hast du Kunden schlecht behandelt? Legen all diese Fragen nicht bereits Zeugnis deiner armseligen Selbstzentriertheit ab, wenn du als Geschäftsfrau bloß DIENEN solltest? Und ist es nicht auch seltsam befriedigend, die verkannte Künstlerin mimen zu können?

Oh Lily. Spätestens jetzt wird es Zeit für einen Streifzug durch den Wald. :-)

Bemerke, wie dein Hirn auf logischem, denkendem Wege verzweifelt einen Ausweg, einen Rückweg, in die Sicherheit finden möchte, die du zuallererst körperlich verloren hast.

Beginne, dich in diesem Zustand zu bewegen. Atme. Es ist sehr unangenehm; du rutscht in den Körper: dort, wo alles in Alarmbereitschaft steht.  Schau auf dein Konto und atme. Schau auf das Minus und atme. Dehn dich. Schau dem Dämon ins Gesicht. Zahlen auf Papier können dich nicht umbringen. Die Geschichten, die du dir dazu ausdenkst, können dich auch nicht umbringen. In deiner Panik wirst du bezweifeln, dass dir Bewegung helfen kann, dein Konto zu füllen und endlich SICHER zu sein. Aber um kluge Entscheidungen treffen zu können, musst du geschmeidig sein. Und Geschmeidigkeit und Panikstarre schließen sich aus.

Rufe die Quellenergie als das WISSEN in deinem Knochen und deinem Blut. Überwinde deinen Stolz und rufe den Zustand auf, in dem du dich versorgt und angebunden fühlst. Fühle deine Füße, deine Beine, dein Becken und lass sie langsam, tief und satt vibrieren. Du bist lebendig. Dehn dich aus. Dehn dich bis du die grauen Ziffern mit Leben füllst.

Manche Menschen behaupten, dass die Zahl auf deinem Konto von deinem Selbstwert abhängt, dass du also psychologisch kaputt sein musst, wenn wenig Geld im Haus ist. Haben alle Superreichen dieser Welt einen intakten Selbstwert? Mäp. Wohl nicht.

Ich behaupte: du lernst gerade, dass Geld und Sicherheit, Geld und Menschenwürde, Geld und Wert grundverschiedene Dinge sind. Und du lernst es auf praktische Weise, wie sonst? Der Geldhahn fließt spärlich, versickert, und dir geht auf, dass das Erleben von liebevoller Versorgung und stabilem Boden unter deinen Füßen immer möglich ist, wenn du es WILLST … Wenn du dir nichts kaufen kannst, bleibt dir nur, zu genießen, was du hast. Und darin wirst du gerade zur Meisterin.

Natürlich soll es nicht langfristig so sein, dass du dir dein Überleben erhungerst; es soll sogar sein, dass du überhaupt nicht mehr an „Über-Leben“ denkst sondern nur mehr an „Leben“. Dazu ist es wichtig, realistische Schritte abzuwägen. Dennoch ist es wichtig, dich zuerst darum zu kümmern, dich innerlich reich, sicher und versorgt zu fühlen. Dann wirst du Wege gehen die klug und ermächtigend sind.

Widerstehe der Versuchung, knausrig zu werden. Wenn du mit Quellkraft verbunden bist, bist du reich. Gib deine Energie, egal wie es gerade möglich ist. Manche behaupten, dass deine Kaufkraft wichtig ist, um die Gesellschaft zu unterstützen. Nun … du hast so viel mehr und kreativere Möglichkeiten als nur Geld.

Alles ändert sich, auch diese Phase.

Deine beste Werbung ist, wie du dich angesichts von Schwierigkeiten verhältst. Rückgrat! Würde, Vertrauen, Großzügigkeit!

Und, nie vergessen: bitte wie ein Kind.

Du bist stärker als Du glaubst.

Big bearhugs,
Deine Sicherheit

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P.S.: Ich habe die Ratschläge meiner Sicherheit befolgt. Es geht mir sehr gut. :)

3 Kommentare zu „„Bleib eingeklinkt.“ – Ein Brief zum Geld von meiner Sicherheit

  1. liebe lily, du hattest kürzlich irgendwo etwas über wiederholungen geschrieben. ich hatte dort kommentiert (finde aber weder artikel noch kommentar, deshalb nun hier). du fragtest nach meinem text über wiederholungen – er ist nirgends zu lesen, ich habe ihn nicht veröffentlicht. wollte ich dir die ganze zeit schon schreiben, doch ich habs immer wieder vergessen, aber jetzt endlich. liebe grüße von der beobachterin

  2. Das ist ein wirklich schöner Text, den dir da deine Sicherheit geschrieben hat! Könnten solche Töne vom Geld kommen? Niemals. Das Geld gehorcht der Logik des Habens, das verloren gehen kann. Die Sicherheit weiß vom Sein, das nicht verloren gehen, nur kurzfristig vergessen werden kann. Sie muss deswegen nicht gegen irgendetwas ankämpfen, auch nicht gegen die „Realitäten“ des Geldes. Es ist die Frage, welche Logik führt. Starker Text!

    Gruß von Michael

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